Berlin, Berlin, … wir fuhren nach Berlin …

Gut gelaunt starteten wir – Schülerinnen und Schüler der KBFZ 11, des Europakurses der KGym 01 und KGym 03 sowie der KBSV 1 – mit Maske, Rucksack und Kopfhörern am Freitag, 24.09. 2021 unsere zweitägige Berlinfahrt.


Mit knapp einstündiger Verspätung kamen wir gegen halb zwei endlich am Hauptbahnhof in Berlin an. Dort hatten wir erst einmal eine halbe Stunde Zeit, um uns zu verpflegen und uns für den anstehenden Fußmarsch entlang der Spree und durch die „Fridays for Future“ - Demo zu stärken.

Ziel war das „Otto-Weidt-Museum“ am Hackeschen Markt. Es erzählt die Geschichte der Blindenwerkstatt Otto Weidt, einem Kleinfabrikanten, der in der Zeit des Zweiten Weltkrieges hauptsächlich blinde und gehörlose Juden beschäftigte. In der ehemaligen Werkstatt, deren Fußboden und Wände sich noch im Originalzustand befinden, werden anhand von Originalbildern und Dokumenten verschiedene Lebensgeschichten aufgezeigt, die Otto Weidts Bemühungen widerspiegeln, seine jüdischen Arbeiter vor Verfolgung und Deportation zu schützen. Beeindruckend war ein kleines Zimmer, in dem Juden versteckt gehalten wurden, als die Bedrohung immer größer wurde.

Anschließend ging es mit der S-Bahn zum Check-In ins Citylight-Hotel. Nach einer kurzen Verschnaufpause und einem gemeinsamen Pizzeriabesuch stand die Erkundung von Berlin „By night“ auf dem Programm: es ging zum Brandenburger Tor, vorbei am Kanzleramt und dem Reichstagsgebäude, zum Checkpoint Charlie … Natürlich nutzten wir die Gelegenheit, Fotos zu machen, während uns Herr Beckers auf viele geschichtsträchtige Highlights der Stadt aufmerksam machte. Unsere abendliche Tour endete in einem „Irish Pub“, wo wir den Tag in gemütlicher Runde ausklingen ließen.

Am Samstagmorgen starteten wir, Corona-getestet und nach einem ausgiebigen Frühstück, zur nächsten Gedenkstätte, der Topographie des Terrors. Es befindet sich in der Nähe des ehemaligen „Anhalter-Bahnhofs“, von dem nur noch Ruinen und Fotos erhalten sind. Die dort neu eröffnete Freiluftausstellung „Flucht früher und heute“ zeigte Plakate von Deutschen, die von hier ins Exil fliehen mussten. So finden sich in der Ausstellungen Persönlichkeiten wie der ins amerikanische Exil geflohene Bertolt Brecht, Hilde Domin, Kurt Landauer, Klaus Mann, Hannah Arendt, Gerda Lerner, Willy Brandt, Ernst Reuter, Willi Münzenberg, Alfred Döblin und Billy Wilder.

Von der „Topographie des Terrors“ aus hatte man einen guten Blick auf das Bundesministerium der Finanzen (ehem. Reichsluftfahrtministerium), das Abgeordnetenhaus und auf ein Stück der ehemaligen Berliner Mauer. In diesem Museum geht es um die Topographie, also den Standort des Museums, ebenso auch um die Täter des Zweiten Weltkriegs. Das Gebäude wurde nämlich bereits 1933 als Zentrale der Geheimpolizei der Nazis errichtet.

Der Museumsführer konfrontierte uns mit vielen Bildern und Kriegsfotos, die für uns auf den ersten Blick recht verständlich und eindeutig aussahen. Allerdings bekamen sie nach unserer gemeinsamen Analyse eine komplett andere Bedeutung, nachdem uns noch einmal klar gemacht wurde, was wirklich auf dem Bild geschehen war und wie es sich aus anderer Perspektive darstellt.

Zuletzt ließ er uns alleine mit unseren Gedanken und gab uns Zeit zum Nachdenken. Nach diesen Bildern und den gemeinsamen Erkenntnissen brauchten wir diese auch.

Bis zum nächsten Treffpunkt ließen wir unseren Gedanken freien Lauf und bewegten uns in Fünfergruppen durch Berlin bis zur „Gedenkstätte Berliner Mauer“ an der Bernauer Straße. Dort bekamen wir eine bewegende Führung, die sich auf die Geschichte der Berliner Mauer, insbesondere der Bernauer Straße konzentrierte. Hier durchquerten wir das öffentliche Gelände mit noch erhaltenen Mauerresten und bekamen viel Wissenswertes dazu erzählt. So gingen wir zum Beispiel auch an die Stelle der Gedenkmauer, an der an die Menschen, die bei Fluchtversuchen in Berlin erschossen wurden, erinnert wird.

Danach gab es noch eine knappe Stunde, in der wir wieder in kleinen Grüppchen noch letzte Erledigungen machten. Anschließend trafen wir uns am Hauptbahnhof wieder, denn schließlich fuhr am frühen Abend der Zug in Richtung Geldern ein, wo wir kurz nach Mitternacht am Sonntagmorgen eintrafen - mit vielen neuen und interessanten Eindrücken im Gepäck.

Alle waren sich einig, dass sich unsere - wenn auch kurze - Berlinfahrt voll gelohnt hat.

Nils Lemken (KBSV1) und Hermann Beckers